Jahrgangsbericht 2016
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Merlot 2016
Nachdem das letzte Jahr schon sehr trocken war, brachte die Saison
2015-16 auch keine Besserung. Sogar der Winter war durch wenig Regen und
milde Temperaturen bestimmt. Entsprechend früh war der Austrieb, und
die durchgehend warme und sehr trockene Witterung während der ganzen
Saison bewirkten eine ebenso frühe Ernte. Dabei waren wir
vergleichsweise noch bei den letzten, die den Merlot so "spät"
einbrachten.
Ähnlich dem vorigen Jahr, reiften die Trauben sehr gleichmäßig und vor
allem sehr gesund, so dass alle Partien gleichzeitig geerntet und
praktisch nichts aussortiert werden musste. Die durch die trockene
Witterung relativ lockeren Trauben mit den kleinen, festen und
tiefdunklen Beeren erbrachten richtig tolle Weine im Keller.
Da Qualität und Quantität dieses Jahr stimmten, konnten wir großzügig selektionieren und wieder einmal die volle Palette unserer Weine produzieren. Zudem haben wir diesen Jahrgang nach unserem klassischem Rezept wiederum mit einer anderen Bordeaux-Traube ergänzt, und zwar dieses Jahr mit einer Prise Petit Verdot, den wir in ausgezeichneter Qualität von einem Nachbarn ergattern konnten.
So
haben wir als erstes - nach 10 Monaten
Fassreifung - wieder einmal einen Little Merlot abgefüllt. Auf Grund der
generell kräftigen Struktur des 2016er haben wir dafür dem Bein
Merlot, ganz entgegen unserer Tradition, diesmal 14 Monate im Fass
gegönnt. Und der Reserve Merlot, der ja in 100% neuen Fässern
ausgebaut wird, durfte sogar ganze 22 Monate im Fass reifen!
Und nicht zuletzt haben wir dieses Jahr wieder einen Merlot Forte
gekeltert, wie schon zuvor aus angetrockneten Trauben. Dieser Wein durfte
sogar 30 Monate im Fass reifen und wurde erst im Oktober 2018
abgefüllt.
- Bein Merlot 2016: Nach einer etwas längeren
Reifezeit von 14 Monaten in französischen Barriques (30% neu) wurde
dieser Wein im Mai 2017 auf die Flasche gezogen Nach einem weiteren
Jahr Flaschenreifung ist er ab Mitte 2018 erhältlich. Es ist ein exquisiter
Wein, sehr dicht und fest strukturiert, gestützt von kräftigen aber
reifen Tanninen, .
Gesamtproduktion 7070 x 0.75L Flaschen,
- Alk 14.5, Extrakt 32.7g/l, Sre.5.4g/l, pH 3.56, TSO2 75mg/l - Merlot Reserve 2016 reifte dieses Jahr für 22
Monaten in 100% neuen französischen Eichenbarriques und wurde erst
Ende Januar 2018 abgefüllt. 1800 Flaschen wurden produziert. Es ist
ein großer Wein geworden, dicht und aromatisch, beim Verkosten mit
einer fast unglaublichen Präsenz in Gaumen und Nase, sicherlich ein
Lagerwein für die nächsten 20 Jahre!
Alk.14.9%, Extrakt 33.1g/l, RS 2g/l,Sre.5.6g/l, pH 3.62 - Little Merlot 2016: Wie immer vinifiziert aus
Trauben aus den frohwüchsigeren Zonen unseres Rebberges, zeigt er
zwar die typische Kraft dieses Jahres, erfreut aber gleichzeitig mit
seiner Geschmeidigkeit und Fülle sowie mit feinen Aromen
nach Himbeere und Sauerkirsche. Nach 10 monatiger Reifung
in 3-4 jährigen Fässern wurde er nach einer leichten, veganen
Schönung auf die Flasche gezogen. Insgesamt 4927 Flaschen wurden von
diesem Jahrgang produziert.
Alk 14.5%, RS 3.9 g/l, Sre 5.6 g/l, pH 3.64
- Pink Merlot 2016: geerntet am 16. Februar - so
früh wie noch nie - wurde die Maische nach nur 20 Stunden Standzeit
abgepresst und der Saft dann wie immer im Stahltank langsam
kalt-fermentiert. Der Rosé dieses Jahres erfreut wiederum mit seiner
leuchtenden Farbe, dem ausgewogenen Süße-Säure-Spiel und den
beerigen Aromen. Jung getrunken ein vergnüglicher Wein, passend zu jeder Gelegenheit! 2990 x 0.75Lt Flaschen wurden produziert.
Alk 13.47%, RS 4.0 g/l, Sre 4.86 g/l, pH 3.37 - Merlot Forte 2016 wurde aus angetrockneten
Trauben vinifiziert. Die Kunst war dabei wie immer, die Gärung
vollständig über die Runde zu bringen. So kommt dieser Wein auf
schlussendlich ungewöhnlich hohe Alkoholwerte, die aber zusammen
mit dem hohen Extrakt und der feinen Restsüsse ungemein
verführerisch daherkommen. Dieser Jahrgang reifte für 30 Monate im
Fass und wurde im Oktober 2018 abgefüllt. Das Resultat: ein
super-vollmundiger Kroenungswein, mit phantastischer Aromenfuelle
und langem Abgang.
Produktion: 1210x0.375ml
- Alc. 16%, Extrakt 42.3 g/l, RS 9 g/l,Sre 5.56g/l, pH 3.5
Etappenberichte vom Jahrgang 2015
Mai 2016: Kellerarbeit
Die ersten zwei Wochen im Mai waren wir mit Abfüllen beschäftigt. Dies geschieht ja bei uns in reiner Handarbeit, wie das Video zeigt. Das ist nicht nur weniger stressig als die andernorts üblichen industriellen Abfüllanlagen, sondern erlaubt deutlich mehr Kontrolle über den Prozess. Das hat sich dieses Jahr besonders ausbezahlt, als wir entdecken mussten, dass viele der gelieferten Flaschen von erschreckend schlechter Qualität waren, mit Sprüngen, Löchern, losen Böden und schiefen Hälsen. Wir hoffen, wir haben alles aussortiert...oder, wie Ingrid trocken bemerkte, bei uns ist halt jede Flasche ein Unikat ;-)
April 2016: winemaking
Die Zeit nach der Ernte ist natürlich die Zeit des eigentlichen
"winemaking". Während den ersten zwei bis drei Wochen
verlangte die Gärführung viel Aufmerksamkeit, mit mehrmals täglichen
Kontrollen, Umpumpen, Belüften und anderem. Dann das Pressen, die
Einleitung der sogenannten Milchsäuregärung, das Umziehen ins
Fass...und schlussendlich auch das Abziehen des letztjährigen Weines auf
die Flasche. Dies ist eine arbeitsintensive Zeit, zumal dies alles bei
uns noch in reiner Handarbeit geschieht.
1./2. März 2016: eine tolle Ernte!
Am 1. März war es schon so weit. Der frühe Austrieb und die
durchgehend warme und sehr trockene Witterung während der ganzen Saison
bewirkten eine entsprechend frühe Ernte. Dabei waren wir vergleichsweise
noch bei den letzten, die den Merlot so "spät" einbrachten. Ähnlich dem
vorigen Jahr, reiften die Trauben sehr gleichmäßig und vor allem sehr
gesund. so dass alle Partien gleichzeitig geerntet und praktisch nichts
aussortiert werden musste. Die dieses Jahr relativ lockeren Trauben mit
den kleinen, festen und tiefdunklen Beeren versprechen eine tolle
Qualität des zukünftigen 2016er.
Wettermäßig dürfen wir berichten, dass die ersten Herbstregen Ende März
endlich etwas Erleichterung brachten für die durstige Natur. Hoffen wir,
dass El Nino nun seinen Griff lockert und die Trockenheit bald ein Ende
hat.
16. Februar 2016: frühe Ernte für den Rosé
Der Februar war weiterhin trocken und sehr warm, was eine frühe Ernte
förderte. So begann diese für uns schon am 16. Februar mit den Trauben
für den Rosé. Dieser wird nun wie immer bei niedrigen Temperaturen
langsam kalt-vergoren und entwickelt sich prächtig. Die klimabedingt
etwas tiefere Säure wird ihn wohl etwas milder ausfallen lassen, was
zusammen mit der auch dieses Jahr wieder sehr schönen Farbe und
den frischen Beerenaromen ein unbeschwertes Trinkvergnügen verspricht.
Die zweite Hälfte des Monates wurde glücklicherweise allgemein etwas
kühler, vor allem nachts, bei trotzdem weiterhin trockener und sehr
sonniger Witterung. Dies ist ideal für die Reifung der Trauben für den
Rotwein, und so dürfen wir auf eine gute Ernte hoffen.
Januar 2016: Heiss und trocken!
Ab Ende Dezember ist es nun richtig heiss geworden. Januar ist
sozusagen eine einzige, lange, durchgehende Hitzewelle mit Tagestemperaturen
bis zu 39 Grad. Präzis mit dem Jahreswechsel haben
auch unsere Trauben angefangen, die Farbe zu
wechseln.
Und es ist immer noch sehr, sehr trocken! Ganz Südafrika
leidet unter einer Dürre. Die diesjährige Futter- und Getreideernten waren
durchschnittlich 30-50% weniger als sonst, mancherorts fielen sie gar ganz aus, eine Katastrophe für
viele Farmer. 2015 war das trockenste Jahr in Südafrika seit Beginn
meteorologischer Aufzeichnungen in 1905! Und es ist keine Besserung in
Sicht...
Im Keller haben wir im Januar nun zum drittenmal den 2015er umgezogen.
Dabei haben wir ihn in "alter" Tradition mit einem Schuss Malbec und
Petit Verdot ergänzt, die wir nach der letztjährigen Ernte schon
ergattern konnten. Der resultierende Wein, welcher nun noch weitere 3
Monate im Fass zusammenwachsen darf, gefällt uns sehr und verspricht
viel Trinkvergnügen.
Dezember 2015: Zeit für die Luftwaffe
Dezember startete mit einer einwöchigen Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 36 Grad C,
die dann bis allerdings wieder von moderaten Temperaturen
abgelöst wurden. Dazu erfrischte Mitte Monat ein erster schöner Regen
unsere Reben mit 12 mm Niederschlag. Allerdings ist es sonst immer noch sehr
trocken,
ideale Bedingungen für die Vermehrung der im Oktober-Blog erwähnten Reben-Schildläuse (Planococcus ficus).
So setzen wir nun unser bestes Gegenmittel ein, die Luftwaffe!
Gemeint
sind damit Schlupfwespen, welche gezielt Schildläuse zur Eiablage
aufsuchen. Die schlüpfenden
Larven parasitieren dann die Läuse und entwickeln sich innert 10-14
Tagen zu adulten Wespen, welche wiederum die nächsten Schildläuse
angehen. Das Bild zeigt eine solche Schlupfwespe (Anagyrus
pseudococci) bei der
Eiablage.
November 2015: viel Arbeit im Rebberg
Es ist auch dieses Jahr wieder sehr trocken. Der El Nino zeigt seine Auswirkungen! Nachdem es im Oktober überhaupt nicht geregnet hatte, gab es im November wenigstens 34 mm, total aber immer noch erst die Hälfte des sonst üblichen saisonalen Niederschlages. Dafür sind die Temperaturen sehr gemäßigt, sodass sich die Reben trotz der Trockenheit gut entwickeln. Im Moment sind wir gerade dabei, die Frucht freizulegen und auf die ideale Menge zu reduzieren. Dabei wird jede einzelne Traube so zur Perfektion frisiert, dass sie sich optimal entwickeln kann - eine sehr aufwändige Arbeit.
13.11.2015: Neben all unseren mikroskopisch kleinen Nützlingen (siehe unten) vergessen wir natürlich auch unsere gefiederten Freunde nicht, die Eulen und Falken, welche sich um die größeren Schädlinge kümmern. Das Bild zeigt unsere diesjährige Falkenjungschar, welche sich hier gerade zum ersten Mal ins Freie wagt.
Oktober 2015: Biologische Schädlingskontrolle
Wie schon oft erwähnt, sind Nützlinge unsere besten Mitarbeiter. Wir begünstigen ja schon lange die Entwicklung natürlicher Feinde von Schädlingen in unserem Rebberg. Dieses Jahr gingen wir noch einen Schritt weiter und lassen in regelmäßigen Abständen größere Mengen an Schlupfwespen und einer spezielle Sorte Marienkäfer frei (s. Bild), welche spezialisiert sind auf Schildläuse. Diese können nämlich besonderen Schaden anrichten als Überträger eines bestimmten Virus', welches die sog. Blattrollkrankheit verursacht. Da unser Rebberg praktisch frei von dieser Krankheit ist, gilt ihnen natürlich unser besonderes Augenmerk.
September 2015: Der Frühling kommt früh
Der Austrieb war heuer früh, wie dieses Bild vom 8. September zeigt.
Das kleine Insekt darauf ist übrigens eine Schwebefliege der Gattung Eupeodes, ein
Nützling, deren Larven Blattläuse fressen. Mehr
über natürliche Feinde von Schädlingen im Weinberg und wie wir sie zu
unserem Nutzen einsetzen hier später im Laufe dieses Jahres.
Juni - August 2015: Winterzeit!
Nachdem die letzte Saison durch anhaltend schönes und trockenes Wetter gekennzeichnet war, fiel auch in diesem Winter - unserer eigentlichen Regenzeit - vergleichsweise wenig Regen. So sind bis Ende August die wichtigsten Wasserspeicher im Kap nur zu knapp 3/4 voll. Die Temperaturen waren zwar im Allgemeinen tief genug für eine gute Winterruhe der Reben, doch hatten wir auch viele Sonnentage. So sah man die ersten Anzeichen des baldigen Austriebes, das Knospenschwellen, schon gegen Ende August, wieder rund 2 Wochen früher als üblich.